St.Pauli - Dynamo Dresden
1. FC Magdeburg - St.Pauli

St.Pauli - Dynamo Dresden

Nach ewig langer Zeit werde ich auch mal wieder einen kleinen Spiel- bzw. Aufstiegsbericht schreiben. Hatte einfach keine Lust Berichte über Spiele gegen Leverkusen II oder Wilhelmshaven zu verfassen und so kommt jetzt seit der letzten Zweitligasaison, die ja ewig her ist, was aufs Papier, besser gesagt auf den Monitor. Die anderen Berichte aus glorreichen Abstiegszeiten stehen hier auch noch rum. Bin dann wohl ein Modeberichtsschreiber. Wenn wir jetzt mehr Spiele im Süden haben, können vielleicht auch noch andere Leute mal was schreiben, so sie denn Lust haben. Nun aber zum eigentlichen Abend.
Begonnen hat es eher mit einer unruhigen Nacht zuvor, in der ich wohl ganze 2-3 Stunden Schlaf finden konnte, sonst drehte ich mich nur nervös und voller Spannung aufs Spiel von der einen auf die andere Seite. So wachte ich dann auch ziemlich gerädert auf und verbrachte die Stunden vor dem Spiel mit aufregenden Hausarbeiten, wie einkaufen und abspülen. Es dauerte ewig, bis ich mich dann endlich auf den Weg ins Stadion machte. An der Feldstrasse begegnete ich dann den Herren und Damen von Team Green bzw. Blue, die auch voller Vorfreude auf den Aufstieg mit allen was in ihren Garagen stand, bzw. was sich grad eine Uniform anziehen konnte, zum Spiel bewegten. Die meisten von denen hatten wohl keine Karte mehr bekommen, da sie lieber außerhalb des Stadions blieben. Am AFM Container dann erst mal dass erste Bier bestellt und auf den Rest der üblichen Leute gewartet. Die trudelten auch so nach und nach ein und langsam kehrte eine gewisse Stimmung und Spannung ein. Hier war die Euphorie noch groß, man dachte eher an die Höhe des Sieges nach und wo man denn nach dem Spiel feiern wollte: Knust, Jolly oder Spielbudenplatz. Einen Gedanken über eine Niederlage gab es gar nicht, oder der wurde ziemlich schnell verdrängt.
Dann ab ins alkoholfreie Stadion, aha deshalb blieben die meisten uniformierten Kämpfer vielleicht draußen, kein Bock auf diese Plörre. Die ersten zwanzig Minuten herrschte gute Stimmung im Stadion, Lieder wurden gesungen und es wurde versucht die Mannschaft zum Sieg zu schreien. In der 13. Minuten wurde dann nach guten ersten Minuten Braun im Strafraum zu Fall gebracht und der Schiri pfiff gerechtfertigt Elfmeter. Takyi verwandelte diesen auch sicher in die rechte untere Ecke und es gab auf den Rängen kein Halten mehr. Irgendwie verloren die Spieler daraufhin ihre Sicherheit und im Spiel lief nicht mehr viel zusammen. Man merkte ihnen dann doch die Nervosität an. Dies spiegelte sich auch auf die Zuschauer wieder und die Stimmung im Stadion wurde immer ruhiger und angespannter, bis auf die Leute unter Block 1, die halt wie immer ihr Ding durchzogen. Der Rest des Stadions, inkl. mir war von den Darbietung auf dem Rasen irgendwie gelähmt. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielte dann Dynamo mit einem Fernschuss den Ausgleich.
Erst mal Pause und ich versuchte mich neu zu sammeln und ein bisschen zu entspannen. Gelang aber nicht wirklich und hätte ich Fingernägel hätte ich die wohl bis auf den letzten Rest abgenagt. Die zweite Hälfte ist auch mit Nervös gut beschrieben. Der Dresdner Fanmob ging die ganze Zeit gut ab, sind im Stadion auch nicht negativ aufgefallen, aber mit dem einen Song „SG Dynamo“ waren die nicht gerade abwechslungsreich, würde das dann eher als Hintergrundbeschallung einordnen, wie so ein Radio das auf der Arbeit rumnudelt. Lauter als unsere Kurve, bzw. Gerade war das aber allemal, wie gesagt, das Spiel war nicht gerade Supportfördernd. In der 80. Minute dachten dann alle an die große Erlösung. Rothenbach erzielte sein erstes Saisontor. Nach ner Ecke köpfte er das Runde in das Eckige und die Party konnte beginnen. Wäre da nicht Hensel von Dynamo gewesen, der nach einem weiteren Weitschuss in der 90. Minute erneut den Ausgleich erzielte. Dresden warf alles nach vorn und es wurde noch mal eng. Nach einem langen Befreiungsschlag lief dann der eingewechselte Dinzey allein auf den Tormann von Dynamo zu und traf nur den Pfosten. Danach war ich Pessimist schon in Gedanken beim 3:2 für Dresden, aber der Schiri pfiff überpünktlich ab. Gottseidank.
Aufstieg und das ein Spiel vor Saisonende. Wer hätte das nach dieser Hinrunde noch für möglich gehalten. Die große Erlösung schlich sich bei mir trotzdem nicht ein. War immer noch wie gelähmt. Schaute mir dann noch einige Zeit die Feier im Stadion an, bis ich mich am AFM Container auf ein paar gepflegte Bierchen nieder ließ. Das ganze musst erst mal verdaut werden. Gut angeheitert ging es dann noch ins Knust, um mir bei den Toten Ärzten die Hits meiner Jugend anzuhören. War ganz lustig und nach einigen Erzählungen auch besser als die Massenveranstaltung auf dem Spielbudenplatz. Bin auch nicht gerade Freund großer Menschenansammlungen und die Atmosphäre im Knust war eigentlich ganz nett und entspannt. Dort noch bis in die frühen Morgenstunden weiter gefeiert, bis ich dann zufrieden ins Bett gefallen bin. Danke an die Mannschaft des FC St. Pauli für die geile Rückrunde und auf ne schöne nächste Saison. Hab auch schon vor lauter Vorfreude die Menüpunkte fürs nächste Jahr mit reingenommen, kann es kaum erwarten. Davor geht’s aber mit dem Zug nach Magdeburg, wo wir von mir aus auch gern verlieren können. Hätte nichts dagegen, dass uns die anderen Elbstädter mit in die zweite Liga begleiten, sind mir persönlich lieber als Osnabrück, Wuppertal oder Emden. (by Jesche)

1. FC Magdeburg - St.Pauli

Das Spiel gegen Magdeburg stand an und ein ganzer Haufen Südzecken hatte sich Karten für den Sonderzug und das Spiel gesichert. Es stand einem lustigen Fußballfest also nichts im Wege, da der Aufstieg auch schon vor dem Spiel fest stand. Es lag an dem Ergebnis, ob Magdeburg auch noch aufsteigt, oder ob Osnabrück oder sogar noch Wuppertal mit in die zweite Liga kommt. Bei einer Niederlage von St. Pauli in Magdeburg wären die Elbstädter ganz sicher durch gewesen und man hätte wohl entspannt mit deren Fans feiern können. Mir persönlich war Magdeburg bis dahin eigentlich ganz sympathisch und ich hätte nix gegen deren Aufstieg gehabt, mittlerweile haben sie davon aber ganz schön eingebüßt.
Die Nacht davor war wieder mal ganz schön kurz, ganze zwei Stunden konnte ich schlafen, bis mich der Wecker um sechs unsanft aus dem Schlaf riss. Erst dachte ich, ich träume das der Wecker klingelt, dies stellte sich aber leider doch als Realität dar. Also bisschen frisch gemacht und ab zum Altonaer Bahnhof. Dort sich erst mal mit nem kleinen Frühstück und nem Sixpack eingedeckt und schon wurde sich ein Abteil im Zug gesucht. Nach und nach kamen auch die restlichen Südzecken und ein paar Intergalactica an und die Fahrt begann.
Gegen halb acht wurden die ersten Biere geöffnet und man vertrieb sich die Zeit mit Klönschnack und Fachgesimpel. Im Zug wurde auch ein Partywagen bereitgestellt und dieser sollte ja auch mal besucht werden. Vorne und hinten in diesem Waggon waren jeweils ein Tresen, während die Mitte des Waggons zum Tanzen oder Rumstehen frei war. Die Stimmung war ziemlich ausgelassen, was auch kein Wunder war, da es den meisten auf dieser Fahrt eigentlich nur um einen schönen Saisonausklang mit den Fans und der Mannschaft ging. Die Musik trug auch zur guten Laune bei, wurden doch etliche Gassenhauser von Cock Sparrer bis zu den im Jolly üblichen Schlagern aus den Boxen gejagt, nur ein klein bisschen leiser hätte man die Lautstärke drehen können. So stieg man schon leicht angeheitert gegen halb 12 (glaub ich) in nem kleinen Vororts-Bahnhof von Magdeburg aus dem Zug. Erwartet wurden wir von vielen Polis, welche aber eher der älteren und Schreibtisch- bzw. Verkehrsgattung dieser Spezies angehörten. Die Jungspunde, die sich gern mal austoben, waren wohl alle nach Rostock, Heiligendamm oder Schwerin abkommandiert worden. Ich fand das eher positiv, da die dagebliebenen doch zu den freundlicheren gehörten, die ihren Job wohl noch gewissenhaft und mit der nötigen Ruhe durchführen. So glich der Marsch zum Stadion doch einem lockeren Spaziergang, wobei wir auch freundlich von vielen Magdeburgern empfangen wurden. Natürlich gab es auch hier einige Unmutsbekundungen uns gegenüber, womit aber überall zu rechen ist.
Das Stadion fand ich ziemlich durchschnittlich, gab hier nichts überaus schlechtes oder gutes zu berichten. Erwähnenswert war vielleicht das es nur einen Wurststand gab, vor dem sich dann doch eine lange Schlange bildete oder die steilen Tribünen, die einem eine gute Sicht garantierten (außer man steht direkt hinter so einem Pfeiler). St. Pauli spielte eigentlich ganz ansehnlichen Fußball, jetzt nicht mit hundertprozentigem Einsatz, aber auch nicht locker vom Hocker. Magdeburg musste sich reinhauen um sich einige Chancen zu erarbeiten, die sie aber dann doch vergeigten. In der ersten Halbzeit ist mir nur ein Pfostenschuss von Magdeburg in Erinnerung geblieben, sonst merkte man schon, dass sie ziemlich nervös agierten und sichtlich angespannt waren.
Die Fans aus Magdeburg waren in unserem Block eigentlich nur zu hören, wenn das ganze Stadion mal aus den Puschen kam, was nur bei zwei, drei Sprechchören der Fall war. Der Stadionsprecher nervte auch ein paar Mal, in dem er sich als Animateur der Massen versuchte. "Gebt mir ein F, Gebt mir ein C, Gebt mir ein M". So einen Schwachsinn sollte man doch eher in anderen Sportarten veranstalten, oder eher ganz bleiben lassen. Sonst waren die "Blue Generation" (Ultras aus Magdeburg), die sich hinter dem gegenüberliegenden Tor unter dem Dach breit gemacht hatten, gar nicht zu hören. Bei der eigentlich guten Akustik in dem Stadion war das doch eher verwunderlich. Auch einige Vollpfosten und selbst ernannte Herrenmenschen der Kat. C hatten sich neben unserem Block breit gemacht. Die waren von St. Pauli wohl nicht so angetan. Kein Wunder, wissen wir doch alle das hier nur Assis, Schmarotzer, arbeitslose Penner, Nutten und seit neuestem sogar Terroristen im Block stehen (Ich hoffe ich habe keinen vergessen). Diese machten dafür aber alle gut mit und wir waren doch durchgehend am supporten und Liederchen singen.
In der zweiten Halbzeit köpfte uns Kuru dann in der 60. Minute in Führung. Der Junge macht nach seinen Anfangsschwierigkeiten jetzt permanent seine Buden, hoffentlich setzt der seine jetzige Form in der zweiten Liga fort. Magdeburg fing nun auch an zu drücken und noch mehr zu kämpfen und kamen dann in der 70. Minute verdient zum Ausgleich. In der Schlussphase wurde von beiden Mannschaften noch mal fröhlich durchgetauscht. Stani schickte noch Dinzey, Lange und Brückner rein, welche wohl in der nächsten Saison hier nicht mehr spielen werden und sich so vom Publikum verabschieden konnten. Empfehlen konnte sich von den dreien eigentlich keiner mehr, lediglich Dinzey konnte noch ein paar Akzente setzen. Magdeburg brachte noch ein paar frische Offensivkräfte, aber auch die konnten kein Tor mehr erzielen. Als Fazit ist dieses Unentschieden ein gerechter Ausgang, denn Boll hatte kurz vor Schluss auch noch den Siegtreffer aufm Kopp, köpfte aber allein aus 5 Metern in die Hände des Tormanns.
Spiel aus, Magdeburg raus, besser gesagt weiter in der Regionalliga drin und Osnabrück darf uns in die zweite Liga begleiten. Kann ja verstehen, dass das für die Magdeburger deprimierend ist, würde mir in der selben Situation nicht anders gehen, aber ich würde das doch eher nachdenklich und bedrückt verarbeiten. Das einige sauer sind, gehört natürlich dazu, mir scheint aber das einige Magdeburger vor Ort eher dem anderen politischen Spektrum angehörten und uns so oder so ans Leder wollten. Die Pozilei hat dann auch schön ein Absperrband entrollt und auch ne Kette vor unserem Block gebildet. Das war auch bitter nötig, denn da waren doch einige aggressive Typen voller Anabolika dabei. Hab auch jemand komplett vermummten gesehen, na ob das so erlaubt ist. Die Ordnungshüter haben hier aber eher auf Deeskalation gesetzt und die Magdeburger mal ein bisschen Frust raus pöbeln lassen. War wohl auch ne gute Entscheidung, denn hier sinnlos auf die Meute einzuknüppeln hätte eher noch mehr Gewalt nach sich gezogen. Die Magdeburger waren aber auch leicht zu reizen. Auf ihre „Scheiß St. Pauli“ Rufe wurde noch lauter mit „Scheiß St. Pauli“ von uns geantwortet, was ihre kleinen Birnen wohl ein bisschen durcheinander brachte und sie noch mehr in Rage gerieten. Auch „Gyros, Tsatziki und dazu Salat“ wurden bestellt, aber leider nicht mehr angeliefert. Tja, Humor war nicht die Stärke der Magdeburger und wir verabschiedeten uns von den Magdeburger Jungs, denn die zweite Liga ist nur für uns.
Nach einem kleinen Aufenthalt im Stadion, die Polizei musste wohl draußen was regeln, ging es dann auch wieder mit den Zugfahrern und anderen St. Pauli Fans Richtung Sonderzug. Die Stimmung währenddessen war doch ziemlich angespannt, rechneten doch alle mit einem Angriff auf unsere Truppe. Außer einer Rauchbombe in einiger Entfernung blieb es aber sonst ruhig, was wohl auch dem kleinen Umweg und der guten Polizeiarbeit zu verdanken war. Das ich so etwas mal schreibe, hätte ich nicht gedacht, aber siehe da, es gibt doch noch normale und überlegte Leute in diesem Beruf. Die ganzen Wichtigtuer und Macker in Uniform können ruhig länger irgendwo in der Pampe in ner Kaserne bleiben oder von mir aus auch unbegrenzten Urlaub machen. Außer mehr Schwierigkeiten und Aggression ist von diesen Leuten nix zu erwarten.
Am Bahnhof dann angekommen mussten wir eine Ewigkeit auf den Zug warten, keine Ahnung warum. Ich hatte aber schon erheblichen Durst, da es auch im Stadion nur Alkfreies Bier gab. Endlich im angekommenen Zug niedergelassen, musste ich mich erst mal kurz ausruhen, die Füße baumeln lassen und was essen. Als ich dann in freudiger Erwartung im Partywagen eintraf, um ein Bierchen zu trinken, wurde mir dann mitgeteilt, dass das Bier alle ist. Verdammter Mist, also nüchtern bleiben. Am Magdeburger Hbf pöbelten dann noch ein paar besoffen Idioten rum und zeigten uns heldenhaft den Mittelfinger. Irgendwie bin ich nach dieser Fahr froh nächste Saison nicht noch mal zu diesen Leuten zu müssen. Die Rückfahrt dauerte dann auch eine gefühlte Ewigkeit und wurde mit Lesen irgendwie rumgebracht. In Hannover wurden noch mal 10 Kisten Bier nachgeordert, die aber in 5 Minuten leer waren. Um kurz nach 10 kamen wir dann in Hamburg an, während die anderen Südzecken sich noch ne lustige Nacht im Jolly machten, legte ich mich erschöpft ins Bett und schlief erst mal 12 Stunden durch. War ne angenehme Fahrt und ich freue mich darauf alle nächste Saison wieder zu sehen. (by Jesche)